Montessori

Fragestellungen zu Schule und Kindergarten bei beh. Kindern

Montessori

Beitragvon Irene » 17/1/2009, 12:58

Hallo,

als Stefan zur Schule kommen sollte, wurde bei uns ganz neu eine Montessori-Schule eingerichtet und es wurde an uns herangetragen, Stefan dorthin zu schicken.

Nun hab ich damals versucht mich schlau zu machen. Internet hatten wir noch nicht und die Bücher und Artikel, die mir dafür zur Verfügung gestellt wurden, sagten mir eigentlich nichts. Auch die Veranstaltung zur Einführung der Schule, die wir damals besucht hatten, hat mir eigentlich nichts rüber gebracht.

Ich habe die Lehre der Maria Montessori schon verstanden. Womit ich ein Problem hatte und immer noch habe: kann man Kinder in der heutigen Zeit wirklich komplett nach dieser Lehre unterrichten? Die Schule wurde die ersten 4 Jahre aufgebaut - eben bis zur 4. Klasse. Aber was kommt dann? Sind die Kinder dann wirklich bereit, auf Regelschulen, auch auf Realschule oder sogar Gymnasium weiter zu gehen?

Wie sieht die Umsetzung dieser Lehre im Alltag aus?

Mich würden einfach mal dazu Eure Meinungen und Erfahrungen interessieren!

Viele Grüße
Irene
Irene (Baujahr 68 ) mit Stefan (7/94): spastische Hemiparese rechts
und Sonja (11/91)
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Beitragvon nilsmama » 17/1/2009, 13:51

Hallo Irene!

Gute Fragen, Irene. Ich sehe diese Richtung in der Pädagodik eher kritisch. "Hilf mir es selbst zu tun!" ist schon ein richtiger Denkansatz, aber das Ganze zu verabsolutieren geht völlig an der Realität vorbei. Es gibt Kinder die schaffen es, danach den Anschluss an Regelschulen nicht zu verpassen. Viele allerdings packen den Umstieg von der scheinbar "heilen" Welt ins Gymnasium oder andere weiterführende Schulen nicht. Der Druck, die Erwartungen brechen über viele Kinder herein.

Ich kenne einstweilen Erwachsene, die auf einer Montessorischule waren und erfolgreich an der Regelschule Abitur gemacht haben, ich kenne aber auch das Gegenteil. Der Besuch einer Montessorischule garantiert also nicht zeitgleich Schulerfolg. Auch wenn man es durch die Schulgelder, die ja nicht ganz so niedrig sind meinen möchte.

Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, wer an einer Montessorischule unterrichtet? Ja, klar, Lehrer mit Montessordiplom (Kosten um die 3000 Euro)...Aber was bewegt jemanden außer einer völligen Hingabe der Lehre Maria Montessoris zu folgen? Vor allem wenn man bedenkt, dass er somit auf das sichere Beamtentum verzichtet. Genau, keine Möglichkeit der Anstellung in einer "normalen" Grundschule. Sprich zu schlechtes erstes und/oder zweites Examen. Auch hier kenne ich wieder einige Beispiele. Einige wenige hatten wirklich ein Händchen für Kinder und bei ihnen scheiterte es am "Fachwissen". Sie sind bestimmt an einer Montesorischule glücklich und sind auch in ihrer Arbeit mit den Kinder aufgegangen. Vor allem auch weil ja die äußeren Bedingungen an solch einer Privatschule stimmen. Also wenige Kinder in einer Klasse, offene Formen, Möglichkeiten der Differenzierung....uvm. Die Mehrzahl allerdings war einfach generell "grottenschlecht" und hatte auch auf längere Sicht keine Chance eine Anstellung an der Regelschule zu bekommen. Folglich war auch das zweite, praktische Examen nicht sehr gut, und einige sind in meinem Augen in Lehrberufen generell nicht geeignet. Ich weiß von Fällen, die auf Grund von Lehrermangel an einer Montessorischule sogar Schulleiter und andere führende Positionen haben. Verbindliche Lehrwerke gibt es kaum. Vielmehr kopieren sich die unterrichtenden Lehrer dort die Materialien auch nur aus den Lehrwerken der Regelschulen zusammen.

Jeder einigermaßen engagierte Lehrer, der sich regelmäßig fortbildet wird Elemente offener Unterrichtsformen in seinen täglichen Unterricht einbauen. Viele der von Maria Monetssori entwickelten Materialien finden sich in vielen Klassenzimmern, in Förderkonzepten, in der Freiarbeit... Oftmals wissen viele allerdings gar nicht mehr, wo deren Ursprünge her ruhen.

Ich glaube fest dran, dass jemand der voll hinter dem Montessori-Konzept steht Kindern eine wundervolle Schulzeit bereiten kann und sie entsprechend ihrer Möglcihkeiten auch fördern kann. Allerdings wird man genauso häufig an normalen Schulen Lehrkräfte finden, die ihren Beruf lieben und va die ihnen anvertrauten Kinder bestmöglich fordern und fördern.

So ist jetzt ein ganzer roman geworden. Wenn du noch Fragen hast, frag ;)
Ganz liebe Grüße
Alex
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Beitragvon Irene » 17/1/2009, 15:13

Hallo Alex,

ich hab schon gedacht, dass Du Dich auf dieses Thema meldest :lol: !

Ich kann mir diesen Leitsatz "Hilf mir es selbst zu tun!" als wunderbaren Ansatzpunkt in einem Kindergarten vorstellen. Auch in einem, der nicht als Montessori-Kiga betitelt wird. Und ich habe auch bemerkt, dass Sachen, die mir als selbstverständlich vorkommen, die Montessori-These beinhalten. Also z. B.: kleine Toiletten, Waschbecken, Schränke, an die die Kinder selbst kommen, usw.

Und da war es dann aber auch schon aus, mit den Beispielen, die mir als praktische Beispiele gegeben werden konnten. Klar kamen da noch die selbstkontrollierbaren "Spiel"-sachen, mit denen eben gelernt und dann selbst kontrolliert werden kann. Alles wunderbar. Und ich hab zu Hause auch im Schrank so eingeräumt, dass meine Kinder da dran kamen (auch schon aus praktischen Gründen: wer will schon immer laufen, wenn ein Kind was haben möchte. Und: die Unfallgefahr ist gemindert, weil die Kinder nirgends hochklettern müssen). Aber wie es weitergeht, wie diese Einführung in die "rauhe Wirklichkeit" stattfinden soll, darauf hat mir niemand Antwort gegeben.

Wir waren damals hin- und hergerissen, zwischen dem "einfach machen" mit der Montessori-Schule oder der Regelschule, in der man sich halt auch mal mit den Lehrern auseinandersetzen muß, weil das Kind nicht so "funktioniert", wie es "normal" ist.

Heute bin ich froh, dass wir von der Montessori-Schule abgewichen sind. Dazu wurde uns auch noch gesagt, die Schule würde aufgebaut werden über mehr als 4 Jahre. Also, quasi bis Schulzeitende. Und das ist definitiv nicht passiert.

Und diese Sache mit den Lehrern, die Du, Alex, hier ansprichst, die hab ich noch gar nicht so gesehen. Das ist natürlich ein völlig neuer Aspekt. Gut, das kann man sicher nicht so verallgemeinern. Es gibt auch "schlechte" Lehrer an Regelschulen. Aber es ist ein Aspekt, den man nicht außer Betracht lassen darf!

Wünschenswert wäre meiner Meinung nach, ein wenig von allem in jeder Schulform. Und Lehrer, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind!

Mich würden auch mal Erfahrungen interessieren, von direkt Beteiligten.
Gibt es hier jemand, der sein Kind auf einer Montessori-Schule hat/hatte?

Viele Grüße
Irene
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