Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Bereich zum Erfahrungsaustausch in Sachen REHA Hilfsmittel.

Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon KatrinHH » 19/11/2010, 09:02

Hallo!

Seit den Sommerferien hat Jacqueline jetzt einen Rolli, inzwischen ist auch der eigene ausgeliefert worden, was etwas länger gedauert hat. Das Modell weiß ich gar nicht, mein Ex hat es ohne mich geregelt (grummel). Ich habe ihn bisher nur einmal gesehen, für mich sah es so aus,als hätte er grobprofilige Reifen in schwarz, Jacqueline ist stolz auf den Speichenschutz mit Prinzessin Lillifee.
Sie kommt schon erstaunlich gut damit zurecht und nun ist meine Frage / Überlegung, ob ein Mobilitätstraining sinnvoll ist oder nicht. Mein Ex meint, sie braucht es nicht, da sie ihn gut händeln kann, Kunststücke wie auf den Hinterrädern kippeln, müsse sie nicht können. Falls aber mal ein Bordstein nicht ganz oder gar nicht abgesenkt ist, wäre so etwas hilfreich, denke ich. Allerdings hat sie ein einzelnes Stützrad hinten, was das ja auch wieder verhindert.

Was lernt man in so einem Training? Ist das ein MUSS für Einsteiger oder eher freiwillig zu sehen?
Es gäbe die Möglichkeit, an einem 1-Tages-Training für 50 Euro teilzunehmen im BUK Hamburg, es werden dafür 10 Teilnehmer gesucht, damit es überhaupt stattfindet, Termin müßte noch abgesprochen werden.
Ich würde aus Sicherheitsgründen daran teilnehmen, mein Ex stimmt mir dabei zu, ist aber, wie geschrieben, der Meinung, es ist unnötig.

Wie ist eure Erfahrung?


Gruß, Katrin
Katrin (10/74), Tetraspastik / Diplegie und Epilepsie ohne Hilfsmittel; Jacqueline (9/02), HSP, eine seltene genetische fortschreitende Erkrankung, seit Sommer 2010 mit Rolli. Sie hat es vom Vater geerbt, lebt auch bei ihm.
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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon Reiner » 19/11/2010, 16:53

Hallo Kathrin,

Erfahrungen mit einem Rolli Mobilitätstraining habe ich jetzt nicht, jedoch würde ich es für sinnvoll erachten.

Leider gibt es so etwas oder eine Rolligruppe bei uns auf dem platten Land nicht, ansonsten würde ich Anni dort sofort anmelden.

Lieben Gruß

Reiner

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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon Sisa » 26/11/2010, 18:14

Hallo Kathrin!
Wir haben hier auf dem platten Land auch keine Möglichkeit, ein Mobi-Training zu machen - leider...
Das Training a an der BUK - ist das auf Kinder ausgelegt?
Die Buk war früher sehr fortschrittlich, was die Versorgung der Querschnitt-Patienten angeht.
Es könnten also die 50 € gut investiert sein.
Wir haben statt des Mobi-Trainings am Kinder-Rollstuhlsport teilgenommen.
Ich würde trotzdem, dass Sarah ihren Rolli gut zu händeln weiß, sie immer noch zu einem Mobi-Training anmelden und dann auch wieder zum Rolli-Sport gehen, um das an einem Tag eingeübte zu festigen.

Ãœbrigens: Sarah kann ihr Kipprad selbst hochklappen.

Bei einem Mobi-Training lernen die Kinder, Bordsteinkanten zu überwinden - guck mal hier: http://www.drs.org/cms/index.php?id=2 ; http://www.bsk-ev.org/news/951/mobilitaetstraining/ ; http://www.rehability.de/mobikurs_schoenau_09.html ; http://www.inart.de/pohreep/mobilitaet.htm

Letzthin konnte Sarah in einem Geschäft nicht in den zweiten Stock, weil der Fahrstuhl defekt war - mit der Rolltreppe wusste oder traute sie sich allein nicht umzugehen. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, kann ich sie unterstützen, aber sie würde natürlich solche Dinge auch gern mal allein schaffen.
Viele Grüße
Silke
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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon KatrinHH » 22/3/2011, 10:06

Hallo!

Wir haben jetzt einen Termin für das Rollitraining. Es ist der 30.4.11, er findet im BUK Hamburg statt. Es ist ein eintägiges Training und setzt am Können der Nutzer an. Es geht von einfach wie drehen im Stand über schwer wie Bordsteinüberwindung etc. Zwischendurch gibt es Bewegungsspiele u.ä.
Ich habe Jacqueline jetzt in den Ferien mit Rolli erlebt (oft bleibt er beim Vater), ich finde das Training völlig angemessen, der Vater meint, die 60 Euro könne man sich sparen, ich sehe es nicht so.
Jacqueline geht mit dem Rolli um, als sei es ein Formel1-Auto, sobald man die Schiebegriffe losläßt, sehe ich nur noch Rücklichter. Ich rufe dann hinter ihr her, sie soll auf Menschen und Autos aufpassen ("Mama, ich doch, dass da jemand kommt!"), aber auf Ausfahrten achtet sie nicht, passt sich nur schwer dem Fußgängerschritt an. Ich hoffe, sie lernt ein wenig Disziplin bei dem Training.
Kann man von einer 8jährigen schon erwarten zu wissen, dass sie nicht im (gedanklichen) Blickfeld von Autos und Fußgängern ist?


Gruß, Katrin
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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon *Martina* » 23/3/2011, 22:49

Hallo Katrin,

meinen Glückwunsch zum Termin und zur Tochter!!!

Ich glaube schon, dass auch 8jährige lernen können, auf den Verkehr aufzupassen. Aber: Nicht umsonst wird, zumindest bei uns in Bayern, der Fahrradführerschein erst in der vierten Klasse gemacht. Ich habe dazu mal eine Untersuchung gelesen, dass Kinder eben erst in einem bestimmten Alter Gefahren im Verkehr gefahrgemäß einschätzen können.

Und völlig unpädagogisch und wenig hilfreich: Ich habe bei deinem Post deine Jaqueline vor mir gesehen, wie sie losfährt voller Spass und Begeisterung für das schnelle Vorwärtskommen.
Und ich glaube, das ist für sie bestimmt jetzt wichtig. Und dass sie dir ihren Erfolg zeigen kann.
Ich hab leicht reden auf dem Land - gibt es bei euch auch ruhigere Zonen??

Liebe Grüße,

Martina
Jakob (*11/02), V.a. angeborene unbekannte Stoffwechselstörung, schwerst mehrfachbehindert, Z.n ALTE, ICP, blind, Microcephalus, Epilepsie, Sondenkind mit PEG, Hüftluxation bd., Kyphose. Bruder von Pauline (15 J.) und Sophie (13 J.).
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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon KatrinHH » 24/3/2011, 07:24

Hallo Martina!

Ja, ruhige Zonen gibt es hier auch. Ich wohne am Stadtrand von HH, zur SH-Grenze sind es nur wenige Kilometer. Die Siedlung mit Grundschule, Seniorenstift und Kindergarten war bis ca. 19999 noch ein Kasernengelände, das eingestampft und neu bebaut wurde. Die Strassen sind so eng, dass nur Schrittgeschwindigkeit möglich ist, man muß Slalom zwischen den parkenden Autos fahren, um entgegenkommende durchzulassen. Die Strasse hat aber beidseits mehrere Stich- oder Privatstrassenmit Wohnhäusern. Aus so einer Stichstrasse kam ein Auto angerollt, als Jacqueline an der Einfahrt war und ich etwa 20m hinter ihr nur rufen konnte, sie soll aufpassen, eingreifen hätte ich so schnell nicht können.
Genau das zeigt mir, dass sie dringend das Training braucht.


Gruß, Katrin
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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon KatrinHH » 2/5/2011, 09:34

Hallo!

Letzten Samstag war nun das Training, es war anstrengend und informativ. Wir waren 16 bis 18 Personen, hatten 2 Trainer, so dass wir in zwei kleineren Gruppen üben konnten. Jacqueline war das einzige Kind, hat aber alle aufgemischt. Die meisten hatten noch "Gehreste", brauchen aber immer öfter den Rolli, besonders für längere Strecken.
Wir übten erst in einer Sporthalle und später auf einem Außenparcours das richtige Bremsen, Starten, Kurven fahren (Daumen immer oben, um Verletzungen zu vermeiden!), Hindernisse und kleine Stufen überwinden sowie das richtige fahren am Berg und wie man auf weicheren / unebenen Untergründen vorwärtskommt (Rindenmulch, Kopfsteinpflaster).
Auch ich hätte mich in einen Rolli setzen können, ich bin aber neben Jacqueline hergelaufen und habe auch viel Neues gelernt. Am Ende des Tages taten mir die füße weh, den anderen wahrscheinlich die Arme. Auf dem Rückweg ist Jacqueline im Bus fast eingeschlafen. Wir wollen dieses treffen irgendwann als Aufbaukurs wiederholen.
Die 60 Euro haben sich gelohnt, wir bekamen dafür zwei Trainer, einer vom DRS und einer vom Krankenhaus, wo es stattfand, dazu noch Mittagessen, viele Infos rund um den Rollstuhl, Sonne und viel Spass in der Gruppe.

http://www.drs.org
http://www.rollikids.de

Gruß, Katrin
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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon *Martina* » 2/5/2011, 19:39

Hallo Katrin,

das klingt SO gut!!
Und die Bilder deiner Links sind auch klasse!

Wird Jaqueline Rolli-Sport machen?

Liebe Grüße,

Martina
Jakob (*11/02), V.a. angeborene unbekannte Stoffwechselstörung, schwerst mehrfachbehindert, Z.n ALTE, ICP, blind, Microcephalus, Epilepsie, Sondenkind mit PEG, Hüftluxation bd., Kyphose. Bruder von Pauline (15 J.) und Sophie (13 J.).
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Re: Mobilitätstraining f. Rollieinsteiger sinnvoll ja oder nein?

Beitragvon KatrinHH » 3/5/2011, 06:34

Hallo Martina!

Sie würde gerne Rollisport machen, aber es ist eine Frage der Zeit, des Geldes und der Wege. Vielleicht in einigen Jahren, wenn sie so sicher ist, um sie alleine mit dem Bus fahren zu lassen. Der HSV bietet solche Gruppen an, aber da gibt es auch wieder Monats- oder Jahresbeiträge. Leider muß man meistens gleich einem Verein beitreten, "freie" Gruppen gibt es kaum, selber eine zu gründen bedeutet Arbeit und Durchhaltevermögen und ganz ohne Geld geht es dann auch nicht.
Der Verein Leben mit Behinderung Hamburg, den ich hier eingestellt habe, bietet Freizeitgruppen auf integrativer Basis an, aber die sind unter der Woche, oft ist es zeitlich kaum machbar. Ohne Führerschein alles nicht so einfach.

Gruß, Katrin
Katrin (10/74), Tetraspastik / Diplegie und Epilepsie ohne Hilfsmittel; Jacqueline (9/02), HSP, eine seltene genetische fortschreitende Erkrankung, seit Sommer 2010 mit Rolli. Sie hat es vom Vater geerbt, lebt auch bei ihm.
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