Eine Geschichte zum Thema Rezession

Für den freundlichen Austausch über alle Themen abseits der Behinderung unserer Kinder .... alles was nicht zum Thema passt.

Eine Geschichte zum Thema Rezession

Beitragvon Reiner » 25/2/2009, 18:30

Hallo zusammen,

Folgende kleine Geschichte ist mir heute in die Finger gefallen:

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Es war einmal ein Mann, der lebte in Amerika an einer Überlandstraße und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von "Hot Dogs" am Straßenrand. Seine Ohren waren nicht so gut, darum hörte er nie Radio. Seine Augen waren auch nicht so gut, darum las er nie Zeitung und sah sich auch nicht die Fernsehsendungen an. Gut aber waren seine "Hot Dogs", die er am Straßenrand verkaufte. Er stellte Schilder an die Straße, um den Menschen mitzuteilen, wie gut sie sind. Er stellte sich auch selbst an die Straße und pries seine "Hot Dogs" an. Immer mehr Leute kauften bei ihm. Er erhöhte seine Bestellungen für Würstchen und Brötchen. Bald kaufte er sich einen größeren Ofen, um die starke Nachfrage zu befriedigen.

Schließlich brauchte er einen Helfer und holte seinen Sohn von der Universität zurück. ALs der Sohn die guten Umsätze seines Vaters sah, sprach er: "Vater, hast du denn nicht Radio gehört? Hast du denn nicht Zeitung gelesen und die Fernsehnachrichten verfolgt? Wir haben doch eine riesige Rezession! In Europa ist die Lage schlimm. Bei uns in Amerika ist sie noch schlimmer. Alles geht "vor die Hunde"! " Worauf sein Vater sagte: "Mein Sohn war auf der Universität. Er ist klug. Er liest Zeitungen und hört Radio und er verfolgt die Fernsehsendungen. Die Leute von der Zeitung, vom Radio und vom Fernsehen sind auch klug. Sie alle müssen es ja wohl wissen."

Daraufhin reduzierte er seine Bestellungen für Würstchen und Brötchen, nahm seine Reklameschilder von der Straße und sparte sich die Mühe, sich selbst an die Straße zu stellen und seine "Hot Dogs" anzupreisen. Praktisch über Nacht brach sein Geschäft zusammen. "Du hast recht mein Junge", sagte der Vater zu seinem "klugen" Sohn, "wir befinden uns wirklich mitten in einer gewaltigen Rezession."

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Wie war das noch vor der WM, wurde damals nicht auch alles kapput geredet, und anschließend war es das glorreichste Fest seit Jahren in Deutschland.

Reden wir uns in Deutschland die Kriese herbei ?

Wie seht ihr das ?

Lieben Gruß

Reiner

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Beitragvon Sisa » 25/2/2009, 21:44

Hallo Reiner,
da stellst du eine Frage, die ich mir schon die ganze Zeit stelle.
Zum einen ist da mein Nachbar - seit zwei Monaten auf Kurzarbeit wegen Rezession.
Was ich dabei nicht verstehe, ist, dass dieser Mann noch bis in den November hinein Ãœberstunden gelistet hat.

Dann aber auch die Leute, welche vor Weihnachten gut eingekauft haben - ebenso verlief wohl der freiwillige WSV insgesamt positiv.
Ist das jetzt Torschluß-Panik?

Auf der anderen Seite: wenn ich im letzten halben Jahr eine Bewerbung geschrieben habe, war ich eine von ca. 100 :eek: Bewerbern - wie soll das erst werden, wenn Werke schließen?

Viele Grüße
Silke
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Beitragvon ehm. Userin » 26/2/2009, 07:33

Hallo Reiner und alle Anderen,

ich denke in der Geschichte steckt eine Menge Warhrheit drin.
Man kann ja nicht alles bis ins unendliche steigern.

LG
Jean
ehm. Userin
 

Beitragvon *Martina* » 26/2/2009, 10:04

Hallo zusammen!!

Bei uns haben sämtliche Firmen Kurzarbeit - egal welche Sparte.
Bosch, Brose, FTE, Rösler....
Ein Betroffener hat mir erzählt, dass sie durchaus Arbeit in Massen hätten - er Überstunden in Massen - und er hat Kurzarbeit :eek:

@Silke - mich wundert auch, wie viel eingekauft wird und ich bin auch erstaunt darüber, dass nun so viele Autos gekauft werden (schaut mal auf die Werbung. Sie versuchen ihre offiziellen Preise durch die Abwrackprämie zu senken..).

Steht doch dann die Frage im Raum: Wer profitiert und wer verliert.

Und das ist, was mir wirklich langsam Angst macht.

Letzte Woche kam Pauline nach Hause - die SMV verkauft nun Kuchen und der Erlös geht jede Woche an die Tafel. (Die Konsequenz könnt ihr euch für mich denken...leider. Will gleich korrigieren: Ich kann nicht backen!).

Offensichtlich ist es doch so, dass irgendwo viel Geld hinfliesst und versickert.
Anders kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass die Zahl der Hartz 4 - Empfänger steigt und weitere Arbeitsplätze verloren gehen.

Oder anders - auf Reiners Geschichte zurück zu kommen - gestern stand bei uns in der Zeitung, dass sich der Service der Banken ändert. Leider war ich ja erst gutgläubig.
Nein - sie nehmen keine Münzen mehr an, wenn die Kunden sie nicht selber rollen. Das ist doch wirklich bester Service!

Aber was ich im Gegenzug auch nicht verstehe: Ich hatte Handwerker wg. Kostenvoranschlägen angerufen - da hat keiner Zeit vor vier Wochen zu einem Termin zu kommen... :roll:

Nachdenkliche Grüße,

Martina
Jakob (*11/02), V.a. angeborene unbekannte Stoffwechselstörung, schwerst mehrfachbehindert, Z.n ALTE, ICP, blind, Microcephalus, Epilepsie, Sondenkind mit PEG, Hüftluxation bd., Kyphose. Bruder von Pauline (15 J.) und Sophie (13 J.).
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Beitragvon Markus » 26/2/2009, 11:01

Moin ihr Lieben,

auch bei uns haben mittlerweile Firmen Kurzarbeit von denen ich es nie und nimmer erwartet hätte. Bei uns bezieht sich die Kurzarbeit auf Firmen die unmittelbar Zulieferbetriebe der Automobilindustrie sind. Man kann hier ganz deutlich sehen welche Abhängigkeiten gegenüber dem "Deutschen liebsten Kind" bestehen. Im Gegensatz haben die kleinen freien Werkstätten bei uns reichlich Arbeit. So zieht sich das hier auch durch das gesamte Handwerk. Die vielen Entlassungen in den letzten Jahren spielen sich in unserem Raum auch nur in der Industrie ab. Das kleine Handwerk schafft und erhält Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Die Handwerksbetriebe, die hier in die Insolvenz gehen/gingen, sind fast immer dadurch den Bach runtergegangen, dass sie meinten große Aufträge übernehmen zu müssen und dann auf Forderungen hängenblieben, weil sie als Subunternehmer tätig waren und die übergeordnete Firma nicht zahlen konnte/wollte.
Ein anderes Problem sind die Eigenkapitalquoten der Firmen. Wenn ein Unternehmen jahrelang fette Gewinnen scheffelt und keine Rücklagen bildet ist das meiner Meinung nach eine Katastrophe. Solange richtig Geld verdient wird, werden auf "Teufel komm raus" Steuern vermieden und wenn das Kind im Brunnen liegt, wird nach dem Staat gerufen. Der fühl sich dann in der Pflicht weil Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Jahrelang werden die kleinen Firmen systematisch kaputt gemacht, wenn dann diese Firmen irgendwann nicht mehr da sind und das System stützen, sehen wir was dabei rauskommt. Ein System, welches auf wenigen großen Schultern lastet ist viel anfälliger als ein System, das auf vielen kleinen Schultern lastet.
Ich kenne aus meiner Branche genug Beispiele. Mich betrifft es z.b. mit den großen Flachmärkten à la Mediamarkt. Da werden Millionen Werbebudgets verpulvert, der kleine Einzelhandel geht den Bach runter und wenn er nicht mehr da ist, wird gejammert. Das interessante an der Sache ist, dass die großen Märkte im Vergleich zum örtlichen Handel in den meisten Fällen sogar teurer sind. Die Arbeitsplätze, die es dort gibt, sind mit denen im Einzelhandel auch nicht zu vergleichen. Ich kenne einige Menschen, die meinten das große Los gezogen zu haben, da sie bei großen Märkten angefangen haben. Dem Druck standgehalten haben die wenigsten, denn Verantwortlichkeit den Mitarbeitern gegenüber gibt es in den meisten Fällen nicht. Hauptsache die Aktionäre sind zufrieden.
Ich könnte mich jetzt hier richtig in Rage schreiben aber das lasse ich lieber, da ich meine Energie für meine Familie, Mitarbeiter und Kunden benötige.

Liebe Grüße

Markus
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Beitragvon *Martina* » 26/2/2009, 12:47

Ich wieder -

Markus - dein letzter Satz hat mir so gut gefallen.


Bei uns ist es auch so, dass die Einzelhandels-Geschäfte verschwinden.
Das fängt beim Lebensmittelmarkt an und geht mit Fotogeschäften weiter (also bei Media-Markt möchte ich mir kein Repro machen lassen..).

Und ja - du hast Recht - auch hier kenne ich mind. eine Firma, die in Insolvenz gegangen ist, weil es billiger war, in Indonesien produzieren zu lassen und hier die Arbeiter zu entlassen. Hat sich weder für die eine Seite, noch für die andere gelohnt...
Unser Bekannter steht nun auf der Straße - er ist um die 50 - Arbeit? Hier nicht mehr möglich.

Vielleicht kann mir jemand von euch erklären, woher die Milliarden kommen, die jetzt Unternehmen zugeschustert werden, die sich verzockt haben? Das ist doch nur Buchungsgeld.
Und warum die Verantwortlichen immer noch satte Gehälter und Abfindungen beziehen, während die Kleinen auf der Straße stehen??


Jetzt rede ich mich in Rage.

LG,

Martina
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