Artikel: Nur noch Spezialkliniken für extreme Frühchen

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Artikel: Nur noch Spezialkliniken für extreme Frühchen

Beitragvon Mone80 » 23/6/2010, 16:12

Hallo, ich habe diesen interessanten Artikel gefunden. Ich denke er regt sehr zu Diskussionen an.Was meint ihr dazu??? Bin auf Eure Meinungen gespannt!!!

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/27/ ... 95,00.html

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Bundesausschuss: Höhere Chance zum Überleben

Frauen, die extreme "Frühchen" erwarten, sollen künftig nur noch in Spezialkliniken entbinden. Damit sollen die Überlebenschancen der Babys erhöht werden. Kritiker befürchten, dass nun die flächendeckende kinderärztliche Versorgung verringert wird.



Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm dürfen nur noch in Krankenhäusern betreut werden, die mindestens 30 statt wie bisher 14 extremer Frühgeburten im Jahr nachweisen können. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen am Donnerstag in Berlin beschloss.

Regelungen gelockert

Für Kliniken, die Neugeborene mit einem Gewicht zwischen 1.250 und 1.500 Gramm versorgen, werden die Regelungen hingegen gelockert. Bisher galt auch dafür eine Mindestzahl von 14 Behandlungsfällen im Jahr. Diese Einschränkung entfällt laut Bundesausschuss nun völlig. Damit können auch kleinere Kliniken solche Frühgeburten versorgen. Die neuen Regelungen sollen zum 1. Januar 2011 in Kraft treten.
Infobox
Wann ist ein "Frühchen" ein "Frühchen"?

In Deutschland kommt eins von 100 Neugeborenen mit einem extrem niedrigen Gewicht von weniger als 1500 Gramm auf die Welt. Nach Angaben des Berufsverbandes der Frauenärzte werden jedes Jahr insgesamt mehr als 50.000 Kinder als Frühchen, also vor Ende der 36. Schwangerschaftswoche geboren. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Neugeborene mit weniger als 1.500 Gramm Gewicht haben ein besonders hohes Risiko für Komplikationen etwa mit der Atmung oder Hirnblutungen. Laut Verband trägt etwa ein Drittel dieser Frühgeborenen Langzeitschäden und Behinderungen davon.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der sehr frühen Frühgeburten demnach auf rund 10.000 verdoppelt. Als Gründe nennen Experten unter anderem Plazentastörungen, Infektionen der Mutter sowie Mehrlingsschwangerschaften als Folge der künstlichen Befruchtung.


Die Entscheidung sei schwierig gewesen, weil die Mindestmengen zur Konzentration der Versorgung auf einige Zentren führe und die wohnortnahe Betreuung einschränken könne, erklärte Rainer Hess, Unparteiischer Vorsitzender des G-BA. Es gehe aber darum, den hohen fachlichen Standard bei der Versorgung der "besonders schutzbedürftigen Kleinstkinder" sicherzustellen und "deren Chancen zu erhöhen, zu überleben und dies ohne bleibende Behinderung". Zugleich wird die Versorgung der Frühgeborenen ab 1.250 Gramm Gewicht in Wohnortnähe laut Hess abgesichert.

Kontroverse Diskussion

Über die sogenannten Mindestmengen bei der Versorgung von Frühchen wurde seit Jahren kontrovers diskutiert. Die Gegner, darunter die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), befürchteten eine weitere Schließung von Versorgungszentren und die Zentralisierung der kinderärztlichen Versorgung. Zugleich verwiesen sie auf die langen Anfahrtswege für die betroffenen Familien.


Zahlreiche Experten, aber auch Vertreter von Krankenkassen und Patienten hielten die bisherige Mindestzahl von 14 Behandlungsfällen im Jahr dagegen für zu gering und begründeten dies mit der notwendigen Erfahrung, dem Personal und der Ausstattung der Kliniken.


Die Deutsche Kinderhilfe wertete die Anhebung der Mindestgrenze bei der Versorgung von extremen Frühchen als "ersten Schritt in die richtige Richtung". Dies dürfe jedoch "nicht das letzte Wort sein", erklärte Vereinsvorsitzender Georg Ehrmann. Er verwies auf die Forderung von Experten, die Mindestgrenze auf 50 Behandlungsfälle pro Jahr anzuheben. Dem Beschluss des Bundesausschusses muss noch das Bundesgesundheitsministerium zustimmen.

Mit Material von afp


LG Mone80
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Re: Artikel: Nur noch Spezialkliniken für extreme Frühchen

Beitragvon KatrinHH » 25/6/2010, 10:35

Hallo Mone!

Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. So eine Spezialklinik und -versorgung ist sicher gut, wichtig und richtig, aber warum legt man sich dabei auf Gewicht und SSW fest? Aus Erzählungen meiner Eltern weiß ich, dass ich lt. der Kriterien in diesem Artikel kein Frühchen war, aber damals, 1974, mit knapp unter 2000g in der 38. SSW per Kaiserschnitt geholt wurde, weil man da erst erkannt hatte, dass die Plazenta mich nicht richtig ernährt hat und keiner weiß, ob ich die letzten 2 Wochen überhaupt überlebt hätte, wenn ja, mit was für schweren Behinderungen? Ich bin froh, ohne Hilfsmittel leben zu können in eigener Wohnung und eigenem Einkommen. Eine Zwischenblutung meiner Mutter war mein Lebensretter, ich war also auch ein, wie im Artikel gesagt, "besonders schutzbedürftiges Kleinstkind", wäre aber nie in einer Spezialklinik entbunden worden, egal, ob heute oder damals.
Ich weiß nur, ich wurde mit Blaulicht in eine Kinderklinik verlegt, mein Vater mußte nach Feierabend zwischen Arbeit, Haushalt, Hamburg, Schleswig-Holstein und 2 Kliniken pendeln, ich lag ohne Elternkontakt in Wärmebett und Brutkasten, kam erst nach 6 Wochen nach Hause, eine stressige Zeit für alle.


Gruß, Katrin
Katrin (10/74), Tetraspastik / Diplegie und Epilepsie ohne Hilfsmittel; Jacqueline (9/02), HSP, eine seltene genetische fortschreitende Erkrankung, seit Sommer 2010 mit Rolli. Sie hat es vom Vater geerbt, lebt auch bei ihm.
KatrinHH
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Re: Artikel: Nur noch Spezialkliniken für extreme Frühchen

Beitragvon Diana » 25/6/2010, 19:55

Hallo zusammen,

ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll, außer dass ich glücklich bin eines dieser Perinatalzentren der neuesten Generation direkt vor der Haustür zu haben, und dies eben auch die Klinik ist, wo alle unsere Kinder ohnehin zur Welt gekommen sind, so dass sich die Frage nach der richtigen Entscheidung für mich zum Glück nicht stellt.
Ansonsten bin ich da sehr zwiespältig. Ich selbst gehöre zu dem Typ Mensch, der gerade in solchen Situationen ein vertrautes Umfeld braucht, um Kraft zu tanken und wäre von daher sehr dankbar über eine Versorgung nahe des Wohnortes. Andererseits haben wir gerade in unserem Bekanntenkreis erleben müssen, dass zwei extreme Frühchen nach der ersten Versorgung bzw. nach der Entbindung, die für Mutter und Kind mit Lebensgefahr verbunden war, verlegt werden mussten, da eine versorgung in der Entbindungsklinik nicht gewährleistet war, diese Kinder aber den Transport beinahe nicht überlebt hätten und keiner weiß derzeit, was für Beeinträchtigungen sie jetzt davon tragen. In einem Fall, war dies nicht vorhersehbar, weil es ein Unfall war, im anderen FAll haben sich die Eltern aber bewusst für eine andere Klinik entschieden, als ihnen denn empfohlen wurde.... In deren Situation und Gefühle möchte ich mich zur Zeit auf keinen FAll einfühlen müssen.
Ich denke schon, dass auch ein gewisses Maß an Erfahrung erforderlich ist, um Kindern in solchen Situationen zu helfen und sie bestmöglich zu versorgen, aber andererseits bin ich auch davon überzeugt, dass neben einer guten Versorgung auch die Konstitution des Umfeldes und vor allem der primären Bezugspersonen eine entscheidende Rolle spielt und in einer kleineren Klinik fühlt sich der eine oder die andere vielleicht besser aufgehoben.

NAchdenkliche Grüße, Diana
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