von Ursula » 31/1/2010, 14:52
Hallo,
ich sehe das alles mit sehr gemischten Gefühlen.
Feli kommt in diesem Jahr in die Schule, also hatten wir hier auch die Ãœberlegung, sie als GU-Kind einzuschulen. Davon sind wir inzwischen wieder weit von abgekommen.
Vielleicht erst mal dazu, was Feli kann bzw. nicht kann:
Sie kann laufen, aber nur kurze Strecken.
Sie kann laufen, sich dabei aber auf nichts anderes mehr konzentrieren.
Sie lässt sich sehr schnell ablenken.
Sie kann alles verstehen, aber sich nur wenig mitteilen. Inzwischen allerdings schon wesentlich mehr als vor einem Jahr.
Dazu lernt sie, mit dem Talker (Small Talker von PR) umzugehen.
Sie hat massive Probleme mit der Grob- und Feinmotorik.
Sie hat einen Herzfehler und ist schnell aus der Puste.
Sie ist hochgradig laktoseinolerant.
Sie braucht Tag und Nacht Windeln.
Sie hat eine sehr geringe Frustrationstoleranz.
Sie interessiert sich für Buchstaben.
Sie kann mit Hilfe bis 10 (ab-)zählen.
Sie unterscheidet z. B. problemlos zwischen den verschiedenen Walarten und erkennt sie auf den Fotos. Sie unterscheidet zwischen Taube, Amsel, Meise usw.
Das nur als Beispiel dafür, dass sie wahrscheinlich viel mehr Wissen hat, als wir bislang sehen und hören können. Bei einem IQ-Test wurde einmal der Wert von 55 ermittelt, unsere KiÄ meinte nur, das könne nicht sein.
Feli ist zwar schon über 6 Jahre alt, wirkt aber noch eher vom Aussehen, Größe und Verhalten wie 4 Jahre.
Gemeinsamer Unterricht (GU) hätte für Feli nun bedeutet, dass sie in eine normale Grundschulklasse gekommen wäre mit 25 bis 30 Kindern. Ihr würde pro Woche 4,2 Unterrichtsstunden Sonderpädagogische Förderung zustehen. Das ist noch nicht einmal pro Tag eine Stunde Förderung. Was wäre im Sportunterricht? Würde ein "normaler" Grundschullehrer bereit sein, sie im Rolli mitmachen zu lassen? Kann er sich darauf einstellen? Was ist in Kunst? Feli malt noch überhaupt nichts Gegenständliches. Wer würde ihr beim Schreiben helfen? Sie kann mit ihrer Feinmotorik noch keine Buchstaben nachschreiben. Wie sollte sie sich am Unterrichtsgespräch beteiligen können, wenn sie die Dinge nicht aussprechen kann und sie von niemandem verstanden wird?
Gut, sie könnte vielleicht eine I-Kraft bekommen für einige Stunden in der Woche. Aber ist es Sinn der Sache, dass die I-Kraft den Unterricht mit ihr einzeln macht? Wo bleibt dann wieder die Integration? In dem Fall ist das behinderte Kind doch irgendwo wieder innerhalb der Klasse ausgegrenzt.
Wir haben uns für die Förderschule entschieden. Dort kann sie in allen Bereichen gefördert werden. Dort gibt es auch Fachleute, Therapeuten usw., die alle gemeinsam miteinander für das Kind arbeiten.
Und eine andere Überlegung sollte man auch schon frühzeitig anstellen: Was ist nach den vier Jahren Grundschulzeit? Bleibt dann die Hauptschule, nur weil ein Kind in der GU-Grundschule nicht so weit gefördert werden konnte, wie es vielleicht möglich gewesen wäre? Spätestens in der Hauptschule ist ein behindertes Kind dann nicht mehr in einem geschützten Raum, den es vielleicht oder wahrscheinlich doch noch bräuchte.
Integration kann gelingen, aber nur, wenn viel Geld in das System gepumpt wird, wenn alle Fachleute gemeinsam arbeiten. Integration kann nicht gelingen, wenn sie nur als Mittel zum Zweck gemacht wird, wenn der Zweck Geldsparen bedeutet. Solange Integration bedeutet, dass mein Kind mehr verwahrt als angemessen gefördert wird, wird sie eine Förderschule besuchen.
Integration haben wir nun schon seit dreieinhalb Jahren im Kindergarten erleben müssen. In Köln gibt es keine heilpädagogischen Kitas mehr. Und Integration sieht für mich anders aus als das, was hier stattfindet. Hier findet nur ein Geldeinsparen zu Lasten unserer behinderten Kinder statt. Das mag ich im Schulbereich nicht weiterhin miterleben.
LG Ursula