Das Kinaesthetik-Konzept

Forum zum Thema Körperbehinderung und alle damit in Verbindung stehenden Fragen.

Das Kinaesthetik-Konzept

Beitragvon ehem. User » 22/10/2008, 14:04

Hallo zusammen,

Wie sind eure Erfahrungen mit der Kinaesthetik?
Wir haben zuvor auch nie davon gewuĂźt,aber in der Pflege eine gute
UnterstĂĽtzung und Dankbarkeit fĂĽr den eigenen RĂĽcken.
Also mein Sohn macht dabei mit als wĂĽrde er es ihn schon Jahre begleiten.
Wir benötigen keinen Lifter mehr,nur einen Stuhl.
Man wundert sich wie einfach es funktioniert.

Die sechs Kinästhetik-Konzepte bilden das Fundament des Kinaesthetics-Lernsystems. Diese Konzepte sind als Ergebnis des Studiums der menschlichen Bewegung entstanden. Mit Hilfe dieser Konzepte können die verschiedenen Aspekte der menschlichen Aktivität beschrieben werden. Die Kinästhetik versucht das ganze menschliche Tun in die einzelnen Teile aufzugliedern, die für die Effektivität unserer alltäglichen Aktivität entscheidend sind. Diese Teile werden „Konzepte“ genannt.

Die sechs Konzepte sind:

Interaktion
Funktionale Anatomie
Menschliche Bewegung
Anstrengung
Menschliche Funktion
Umgebung

Kinaesthetik in der Pflege .
Für viele Pflegende ist der Wunsch, Menschen zu helfen, Ausgangspunkt für ihre Berufswahl im Gesundheits- und Sozialbereich. Der Beruf der Krankenpflege ist also ein „helfender Beruf“ und erfordert hohe persönliche Qualifikation von jeder Pflegekraft. Denn oft stehen Pflegende und Patienten in direktem persönlichem Austausch zu einander, welcher für die Gesundheit des Patienten erforderlich und notwendig ist. Diese persönliche Qualifikation muss ebenso wie medizinisches Fachwissen erlernt und erworben werden. Die Kinästhetik versucht den Pflegenden zu vermitteln, wie die Fähigkeit zum Helfen in der pflegerischen Arbeit entwickelt und erweitert werden kann. So soll verhindert werden, dass die vielfältigen Belastungen im Pflegealltag zur dauernden Überlastung werden.

Die wichtigsten Grundlagen, welche den Pflegenden durch das Kinästhetik-Programm in der Pflege vermittelt werden, um das oben Genannte zu erreichen, sind folgende:

Leben ist ein dauernder Veränderungs- und Anpassungsprozess. Alle Menschen regulieren diesen Prozess durch die eigene Bewegung in täglichen Aktivitäten. Die Art und Weise der Bewegung in diesen Aktivitäten beeinflusst alle Entwicklungsprozesse. Dieser Einfluss kann sowohl konstruktiv als auch destruktiv sein, kann sich also positiv oder negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirken.
Auch alle inneren Prozesse wie Atmung, Verdauung usw. sind Bewegungsprozesse. Diese werden ebenfalls durch die eigene Bewegung in den täglichen Aktivitäten reguliert. Das bedeutet, dass die Effizienz der inneren Prozesse direkt auf die Qualität der Bewegungen im täglichen Leben zurückzuführen ist.
Menschen entwickeln die eigenen Bewegungsfähigkeiten, indem sie der Bewegung von anderen Menschen folgen.
Pflegebedürftige Menschen müssen neu entdecken, wie sie ihr Gewicht gegenüber der Schwerkraft kontrollieren können. Sie tun dies, indem sie neue Bewegungsmöglichkeiten entdecken, um die alltäglichen Aktivitäten durchzuführen.
Die Hilfe der Pflegenden, vor allem die Art und Weise wie sie die Bewegungen der Patienten unterstĂĽtzen, kann den Lernprozess konstruktiv oder destruktiv beeinflussen.
Das wichtigste Entwicklungsangebot für Patienten ist die kompetente Begleitung der Pflegenden. Je fähiger die betreuenden Personen sind, umso gezielter können sie die Gesundheits- und Lernprozesse der Patienten unterstützen.
Die dafür nötige Bewegungskompetenz der pflegenden Personen ist keine angeborene Kompetenz. Sie muss wie anderes Fachwissen gelernt werden.


GruĂź Inge
ehem. User
 

Beitragvon Helmut » 22/10/2008, 18:32

Hallo Inge,

ich bin auf Umwegen, weil ich meinen Rücken schonen muß, schon sehr früh auf "das Konzept" gestoßen. Vieles daraus ergibt sich fast von selbst,.. wenn man sich und dem zu Pflegenden die nötige Zeit läßt. Einerseits ist das Konzept sicher gut, andererseits habe ich durch "konsequent rückenschonende Pflege" nach 20 J. Probleme mit dem Rücken. Die sind zwar nicht schlimm, und vergleichsweise leicht zu reparieren... es ist nur ein deutliche Muskelschwäche rund um die Wirbelsäule...aber es zeigt, das es mit dem Konzept alleine nicht getan ist. Wenn man was für sich un den zu Pflegenden tun will, muß es schon ein wenig mehr sein, wenn man Später dadurch keine Probleme bekommen will.

:-) Helmut
Helmut
 

Beitragvon ehem. User » 22/10/2008, 20:22

Hallo Helmut,

Bei dem Konzept muß man sich schon die Zeit für den Pflegenden und sich selbst nehmen. Aber die Arbeit mit dem Lifter usw.benötigt auch Zeit und Aufwand.
Ich bin froh das ich meine starken RĂĽckenschmerzen die ich schon lange mit mir trage durch dieses Konzept in den Griff bekommen habe.
Wie ich erlese ist deine Tochter auch schon im Alter von 24 Jahren,dann hast du sie bestimmt auch sehr viel getragen was!! Wie ich....
Und das bei sowas der Rücken nicht mehr stand hält das wissen wir beide bestimmt :roll:
Du hast eine deutliche Muskelschwäche rund um die Wirbelsäule, oh wenn ich das nur hätte dann wäre ich froh.
Gebe dir Recht, man muß auch neben der Pflege auch was für sich tun,um fit zu bleiben für den pflegenden Angehörigen.
Mal ganz ehrlich Helmut das machen doch nur einige mit Ausnahme,wär findet dafür noch Zeit und Lust.

L.G. Inge
ehem. User
 

Beitragvon Helmut » 22/10/2008, 21:28

Inge hat geschrieben:Hallo Helmut,

Bei dem Konzept muß man sich schon die Zeit für den Pflegenden und sich selbst nehmen. Aber die Arbeit mit dem Lifter usw.benötigt auch Zeit und Aufwand.
Ich bin froh das ich meine starken RĂĽckenschmerzen die ich schon lange mit mir trage durch dieses Konzept in den Griff bekommen habe.
Wie ich erlese ist deine Tochter auch schon im Alter von 24 Jahren,dann hast du sie bestimmt auch sehr viel getragen was!! Wie ich....


Hallo Inge,

nee, das ich Sonja viel getragen habe, geschweigedenn immer noch trage, kann ich "so nicht sagen". Seit sie mit Hilfe laufen kann, das war so zwischen 4 u. 5 J., habe ich sehr darauf geachtet das sie, auch wenn vieles dadurch erheblich länger dauert, selber läuft. Wir haben bis vor 3 Jahren im 1. OG ohne Aufzug,.. mit 18 Stufen gewohnt. Wenn ich Sonja seit sie 5 ist, 10 mal die Treppe rauf und runter getragen hab, ist das hoch angesetzt... das passierte nur im absoluten Notfall.

Heute wiegt sie ca. 80 kg, kann nur mit Hilfe kurze Strecken laufen ( zw. 100 u. 200 m ), sie hat kein Gleichgewicht und Ataxie, krabbelt viel, hilft beim hinstellen aus der Hocke oder dem Kniestand jedoch ordentlich mit. Daher muß ich ihr "nur den kleineren Teil ihres Gewichtes" abnehmen .... wenn sie nicht Blödsinn dabei macht.

Für "Trageaktionen unterwegs"... wenn sie z. B. in eine Vogelnestschaukel oder ähnliche SpielGeräte will/soll, haben wir eine passende mobile Hebehilfe ( Flaschenzug, Sicherungs- u. Befestigungs- zubehör, Klettergurt aus dem Bergsteiger/ Rettungsbedarf) angeschafft. Das klappt ausgezeichnet. Auf der Rehacare haben wir verschiedene Tragetücher getestet, weil es damit einfacher ist, als mit so einem Gurt. Verschiedene Berater haben gekuckt wie ein Auto, als ich denen erklärte, das wir das Tragetuch Unterwegs nutzen wollen... ( Was haben sie denn für ein Auto, das sie einen Lifter, oder genug Träger mitnehmen können... ).

Das Konzept an sich ist gut, nur sollte dabei viel deutlicher gemacht werden, das man damit zwar seine Bandscheiben u. Wirbel schont, das mangels Belastung dadurch aber auch Muskeln abgebaut werden können, was später böse Folgen haben kann, wenn man nicht zusätzlich was tut, und den Hintern nicht hoch kriegt. ;-)

Ich hatte mit 15 eine schwere Skoliose und mußte ein Korsett tragen, hab meinen Rücken daher gezielt geschont, und genau wg. dieser Schonung nun die Muskelschwäche. Vor 3 Jahren konnte ich so gerade 2 km laufen, bis sich der Rücken derbe meldete. Jetzt mach ich regelmäßig Sport... bzw. Rückenschule in einer Muckibude, und lauf mit Sonja im Rolli am WE "mal eben" 10 - 15 km. Gestern hatten wir 15 km entfernt einen Arzttermin.. mit dem Bus hin gefahren... als wir fertig waren, kam der nächte sicher rolligerechte 2 Std. später. Da haben wir, weil das Wetter gut war, halt das nötige für ein Pickniuck unterwegs gekauft, sind los gelaufen, und waren 15 Minuten eher zuhause, als wenn wir in 2 Std. mit dem Bus gefahren wären.

:-) Helmut
Helmut
 


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