10-Finger-System bei Hemiparese-wie soll das funktionieren?

Forum zum Thema Körperbehinderung und alle damit in Verbindung stehenden Fragen.

10-Finger-System bei Hemiparese-wie soll das funktionieren?

Beitragvon Irene » 25/9/2008, 20:01

Hallo,

nachdem Stefan vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt hat, muß er ein Jahr Informationstechnik nachlernen. Dabei hat sich ein Problem ergeben: Stefan muß im 10-Fingersystem blind schreiben. Das ist aber überhaupt nicht möglich.

Nächste Woche werde ich versuchen, Kontakt mit dem Lehrer aufzunehmen. Hat hier jemand Erfahrung, wie die Lösung des Problemes aussehen könnte?

Viele Grüße
Irene
Irene (Baujahr 68 ) mit Stefan (7/94): spastische Hemiparese rechts
und Sonja (11/91)
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Beitragvon Andrea81 » 1/10/2008, 08:00

Hallo Irene!

Ich hab Fachabi in Wirtschaft und Verwaltung habe, musste daher auf der Höheren Handelschule notgetrungen auch das 10-Finger-System erlernen und kann es auch ganz gut - ausser man schaut mir auf die Finger... :roll:

Ich hab jetzt zwar keine Probleme an den Händen, aber in meiner damaligen Klassen gab es einige Spastiker. Bei denen dauerte es halt etwas länger, aber mit der Zeit ging das. Das wichtigste wäre meiner Meinung nach, dass dein Sohn genug Zeit bekommt. Denn unter Druck klappts meist weniger.... Sprich am besten mit dem Lehrer darüber!

Viel Erfolg!

LG Andrea

Edit: ich seh grade, dass ich die Begriffe "Parese" und "Spastik" gleichgesetzt habe - war keine Absicht!!!
Andrea81
 

Beitragvon Irene » 1/10/2008, 09:32

Hallo Andrea,

vielen Dank für die Info!

Ich habe nun letzte Woche noch mit dem Lehrer telefoniert. Er hat uns in Aussicht gestellt, dass Stefan keine Texte erstellen muß. Er wird sie nur bearbeiten müssen, und das kann er mit der Maus eigentlich sehr gut. Paradoxerweise arbeitet er mit der Maus mit der rechten Hand :smile: ! Die haben wir immer als "Therapie" so gelassen und es hat seiner Feinmotorik gut getan.

Zu Deinem Edit: ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob da so viel Unterschied ist?! Auf jeden Fall geht die Parese ja mit einer Spastik einher, es heißt ja auch "spastische Hemiparese". Aber vielleicht kann uns hier noch jemand über den Unterschied aufklären?

Warst Du denn auf einer Regelschule? Und gab es da für Dich oder Deine gehandicapten Klassenkameraden Nachteilsausgleiche?

Viele Grüße und nochmals vielen Dank
Irene
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Beitragvon Melanie73 » 1/10/2008, 12:08

Hallo Irene!

habe Dein Thema wohl überlesen :D

Ich habe eine 2jährige Regelhandelsschule besucht, wir waren zu 19 in der Klasse, davon waren 3 Schüler gehandicapt, ich inklusive.... wir kamen super klar bis auf Steno und Maschineschreiben dort machte uns das Tempo zusehens mehr zu schaffen.
Wir haben dann mit Schulleitung, Klassenlehrer und Fachlehrer gesprochen und erhielten den sogenannten Nachteilsausgleich, was für uns hieß mehr Zeit oder weniger in der vorhandenen Zeit schaffen, was besonders für Klassenarbeiten und die Abschlussprüfung wichtig war.

Ich persönlich fand es wichtig das unser Klassenverband mit einbezogen wurde und ganz offen über unser Problem gesprochen wurde, damit nicht der Eindruck entstand wir hätten gar Vorteile durch diese Regelung :wink:

Im Rückblick muss ich sagen, die Handelsschulzeit waren die schönsten Jahre :biggrin:

Und zum Abschluß meines Postings noch eine Bemerkung zum Thema Spastik und Parese :grin:

Das Wort Spastik ist griechisch und bedeutet soviel wie "Krampf" eine Eigenspannung der Skelettmuskulatur, die immer auf ein Schädigung des Rückenmarks zurückzuführen ist.
Das Wort Parese ist auch griechisch und bedeutet Lähmung, wobei das Wort Parese meist in Zusammenhang mit eingeschränkt oder inkompett verwendet wird.

Ich selbst habe die Diagnose "Diparese" also Lähmung von 2 Gliedmaßen, würde aber in meinem Fall nicht von Lähmung sondern von vermindeter Kordination und eingeschränkter Gefühlslähmung sprechen :biggrin:

LG Melanie
Melanie73
 

Beitragvon Andrea81 » 1/10/2008, 12:20

Hallo Irene!

Na, dass sind doch schon mal gute Nachrichten! :smile:

Ich war auf einer Körperbehindertenschule mit Integration Nichtbehinderter! :wink: Demnach war da das Tempo "behindertengerecht". :lol:

@Melanie: Danke für die Aufklärung! :smile:

LG Andrea
Andrea81
 

Beitragvon Irene » 1/10/2008, 13:37

Hallo, Ihr Beiden,

Stefan hatte nun heute den netten Lehrer im Unterricht. Er hat sich von Stefan zeigen lassen, wie er die Finger auf die Tastatur legt. Und nachdem er gesehen hat, dass Stefans Hand ganz verkrampft ist und vor allem, dass die beiden letzten Finger absolut überhaupt nicht arbeiten können, ließ er ihn dann wirklich einen Text bearbeiten. Er meinte aber auch, dass Stefan zu Hause weiterüben solle und ob wir nicht Übungen zum Lockern der Finger machen könnten. Da allerdings sehe ich schwarz, denn was die KG auf 13 Jahre nicht fertig gebracht hat, werden wir wohl für IT leider auch nicht mehr schaffen :| !

Es gäbe ja noch das Einhandprogramm zu lernen, aber da Stefan dann doch die rechte Hand einigermaßen mitnimmt zum schreiben, möchten wir das eigentlich nicht wirklich unterbinden! Mal davon abgesehen, stelle ich mir das Einhandsystem auch wirklich schwer vor....

@Andrea: "Körperbehindertenschule mit Integration Nichtbehinderter" :lol: ?! Ist ja schön, dass auch Nichtbehinderte mal integriert werden :mrgreen: !

@Melanie: Danke für die Informationen bezüglich Parese und Spastik!
Ob wir hier den Klassenverband noch einmal ausdrücklich informieren werden, weiß ich noch nicht so genau. Stefan geht mit Informationen eigentlich eh recht freizügig um. Aber wie man mit einer Klasse pubertierender Jungs im Alter von 13 - 16 Jahren umgeht, kann ich mir im Moment nicht so ganz vorstellen. Mal sehen, was der Klassenlehrer am Elternabend sagt.

Liebe Grüße
Irene
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Beitragvon Melanie73 » 1/10/2008, 13:53

Hallo Irene!

Die Problematik des Einhandschreibens kenne ich gut, denn ein Klassenkammerad hatte die selbe Diagnose wie Stefan, er war zum Schluß flinker wie wir mit 2 Händen :mrgreen:

Wenn Stefan aber freiwillung seine rechte Hand zur Hilfe nimmt sollte das gefördert und nicht verhindert werden!!!
Hat er den einen Nachteilsausgleich oder überlegst du ihn zu beantragen?

Ist Stefan im Klassenverband gut integiert? Dann ist es meiner Meinung nach sehr von Bedeutung klar zu machen, daß Stefan durch die "Sonderbehandlung" keinerlei Vorteil hat... es ist ja nicht umbedigt nötig davon ein Stundengespräch zu machen :wink:
Wir haben uns damals nur ganz kurz dazu geäußert, weil wir im Klassenverband voll und ganz akzeptiert waren... haben wir uns den Spass erlaubt, den anderen Schülern mal eine Hand auf den Rücken zu binden und dann mußten sie versuchen zu schreiben :group3g: , war ein Riesenspass!

LG Melanie
Melanie73
 

Beitragvon Irene » 1/10/2008, 14:38

Hallo Melanie,

tja, das ist so eine Sache mit dem Klassenverband. Stefan hat zu Beginn des neuen Schuljahres die Schule gewechselt (vom Gymnasium auf die Realschule).

Wir hatten in der 1. Klasse einen Lehrer, der unter Integration folgendes verstand: (ich zitiere wörtlich) "Da sagen wir mal nix und warten ab, ob es irgendjemandem auffällt" :eek: . Nun war mein Söhnchen schon immer von stattlicher Figur und da hieß es dann natürlich: der ist dick, deshalb ist er faul und so langsam :twisted: . Zum Glück sind wir dann umgezogen und ich habe in der neuen Schule darauf bestanden, dass die Klassenkameraden erfuhren, was Stefan hat.

Als er dann aufs Gymnasium kam, wollte ich bei einem Elternstammtisch dieses Thema zur Sprache bringen. Ich wurde aber einfach "abgewürgt". Stefan hatte dann als Nachteilsausgleich 20 % Zeitzugabe auf schriftliche Arbeiten. Auf gelegentliche Nachfrage seiner Klasskameraden hat er ihnen erzählt, was los ist. Das dauerte aber seine Zeit, denn meistens konnte er dann nicht reden, weil er weinen mußte. :cry
Er hat sich aber dann eigentlich relativ gut mit allen verstanden und es kamen keine Beschwerden, weil er "Extrawürste" bekam.

Noch haben wir jetzt in der Realschule keinen Nachteilsausgleich. Stefan möchte erst abwarten, wie er zurecht kommt.

Was denkst Du, wie soll ich es handhaben mit seinen Klasskameraden? Ich denke einfach, es wird schwierig sein als Mutter, jungen Männern in dem Alter so etwas klar zu machen. Wie würdest Du vorgehen?

Vielleicht weiß auch Andrea noch etwas dazu?

Liebe Grüße
Irene
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Beitragvon Andrea81 » 1/10/2008, 15:27

Hallo Irene!

Ja, die Höhere Handelschule auf der ich war, war ganz früher eine reine Körperbehindertenschule. Aber mittlerweile werden auch Nichtbehinderte aufgenommen, wobei Behinderte ganz klar Vorrang haben! :wink:

Ich handhabe es so, dass ich eher abwarte, wie meine Umgebung mit mir umgeht, ob Fragen auftreten etc. Erst dann reagiere ich. Wenn es allerdings zum Nachteilsausgleich kommt, dann würde ich natürlich direkt die Situation erklären, bevor es zu Hänseleien etc. kommt.

LG Andrea

LG Andrea
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Beitragvon Melanie73 » 1/10/2008, 16:52

Hallo Irene!

ich sehe es ähnlich, wie Andrea :wink:

Wenn ich an Stefans Stelle wäre würde ich auch abwarten und schon gar nicht :!: wollen das Mama sich alleine erklärt, sondern wenn dann nur mit Stefan :!:

Vielleicht vorab mal mit dem Klassenlehrer sprechen, wie er die Situation einschätzt und dann auf Deinen Sohn hören und gemeinsam entscheiden, aus Deinem Posting lese ich heraus, daß er im Moment Probleme hat über sein Handicap zu sprechen... da ist es bestimmt nicht leicht vor der Klasse genau darüber zu reden.

Ich finde es total klasse, das er die Chance hat eine Regelschule zu besuchen... zu meiner Schulzeit noch ein absolutes No-Go, leider!

Mit Eltern, Geschwistern, Leherern und Freunden, die ihm den Rücken stärken, wird er merken, daß er trotz seines Handicaps ein ganz toller Junge ist, in der Pubertät manchmal schwierig, aber es wird die Zeit kommen wo er seinen Mitmenschen stolz erzählt, was er alls geschafft hat und noch schaffen wird.....

GLG Melanie
Melanie73
 

Beitragvon Irene » 1/10/2008, 19:22

Hallo,

ich sehe es eigentlich genauso! Die Zeit, in der ich gegangen bin, um diese Dinge zu klären, ist vorbei. Stefan ist 14 Jahre alt und vom Erscheinungsbild her ein Mann. Da macht es sich nicht gut, wenn Mama angelaufen kommt :lol: ! Und - ehrlich gesagt - ausbrüten wollte ich ihn nie!

In seiner neuen Schule weiß der Direktor Bescheid. Und der wollte auch den Lehrern Bescheid sagen, hat aber auch Stefan in die Pflicht genommen. Er hat ihm erklärt, dass es seine Aufgabe ist, die Lehrer zu informieren. Bei Schwierigkeiten darf er sich aber an ihn wenden.

Ansonsten habe ich es immer so gehandhabt, dass ich erst mal ein paar Wochen abgewartet habe, um die neuen Lehrer nicht zu überrennen. Außerdem konnten sie sich einstweilen schon mal ein Bild ohne Vorurteile machen. Danach habe ich dann die Lehrer einzeln besucht und wir haben über die Probleme gesprochen. Damit lief ich immer recht gut. Das werde ich auch in dieser Schule so machen.

Ich glaube auch, dass es für Stefan einfacher ist, auftretende Fragen von Klassenkameraden zu beantworten, als sich vor die Klasse hinzustellen und offen darüber zu sprechen.

Ich sehe schon, da sind wir einer Meinung :lol: !

Vielen Dank, dass Ihr so offen seid und ich mich darüber mit Euch austauschen kann!

Liebe Grüße
Irene
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Beitragvon Melanie73 » 2/10/2008, 06:13

Guten Morgen Irene!

[quote="Irene"]Ich sehe schon, da sind wir einer Meinung :lol: !

Ja! Das sind wir! :smile:


[quote="Irene"]

Vielen Dank, dass Ihr so offen seid und ich mich darüber mit Euch austauschen kann!

Keine Ursache! Das ist einer der Gründe, warum ich hier angemeldet bin! :smile: Also immer her mit den Fragen! :mrgreen:


LG Melanie
Melanie73
 

Beitragvon Andrea81 » 2/10/2008, 09:11

Hallo Irene!

Bitte, bitte! :wink: Ich helfe gerne, wo ich nur kann! Dafür sind wir da, dafür gibts dieses Forum! :smile:

LG Andrea
Andrea81
 

Beitragvon Irene » 23/12/2008, 12:14

Hallo,

wollte mal schnell ein "update" geben:

Als es zur 1. Leistungsabfrage kam (geforder wurden 8 Zeilen, im Zehnfingersystem, der Lehrer steht daneben und beobachtet), hat mein Sohn den Lehrer angesprochen, dass er das nicht könne. Nachdem der Lehrer dann so nett meinte, Stefan solle sich nicht so "anstellen", habe ich ihn in der Elternsprechstunde besucht.

Dort erklärte er mir dann, dass er bei Stefan beide Augen zudrücken werde und ihn in seinem Stil schreiben lassen werde. Das Ganze sei kein Problem, und eigentlich sei es unnötig gewesen, deshalb in die Sprechstunde zu kommen. Das Gespräch verlief sehr nett und harmonísch (nein, das schreib ich nicht nur so, das meine ich auch so).

Um es auf den Punkt zu bringen: Bei der Leistungsabfrage waren 600 Zeichen gefordert, Stefan erreichte 1400, hatte 2 Fehler und das System errechnete die Note "1" für ihn :lol: !

Na also, geht doch :lol: !

Liebe Grüße
Irene
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Beitragvon Andrea81 » 23/12/2008, 17:22

Hey, herzlichen Glückwunsch!!! :)

LG Andrea
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