"Spitzentänzerin"

Forum zum Thema Körperbehinderung und alle damit in Verbindung stehenden Fragen.

"Spitzentänzerin"

Beitragvon Sisa » 1/7/2008, 21:38

Hllo ihr Lieben!
Genau diese Frage hatten wir uns gestellt, als Sarah nachdem sie zunächst nur rechtsseitig nun auch noch links nur auf den Zehenspitzen lief - "UND NUN??"
Ist das auf Dauer für den Körper in Ordnung, weil "sie läuft ja wenigstens" - oder schaden wir ihr mehr??
Diese Frage haben wir uns oft gestellt - vielleicht kennt ihr sie auch?

Besonders schlimm war der Spitzentanz nach einem Wachstumsschub - dazu kam dann auch ein noch unsicherer Gang und so mancher blaue Fleck.
Mit 3 Jahren hatten wir endlich einen Orthopäden gefunden, der uns in unserer Problematik ernst nahm (was bis dahin von keiner ärztlichen Seite wirklich mal kritisch hinterfragt wurde).
Dieser Orthopäde hatten einen Verdacht und nachdem das SPZ diese Diagnose nämlich Hemiparese rechts mit Beteiligung des linken Beines (so hieß es damals - betrachte ich das mit meinem heutigen Wissen, wäre es da schon eine Tetraparese gewesen - aber naja, wir bekamen die Diagnose eben Häppchenweise), hat er uns eine Orthese (für rechts) und eine Einlage (für links) verordnet.
Trotz der Orthese im rechten Schuh schaffte es Sarah, einen Spitzentanz aufzuführen :D , ja man konnte erkennen, wann die Lütte gewachsen war.

Nächster Schritt unseres Orthopäden war dann, Redressionsgipse zu legen.
Diese Gipse sahen aus, wie Gipse nach einem Schien- oder Wadenbeinbruch und schlossen die Füße mit ein.. Wir haben sie anlegen lassen, wenn wir das Gefühl hatten, Sarah schießt jeden Moment mal wieder ein paar Cm in die Höhe - und uns hat dieses Gefühl wenig getäuscht.
Bevor die Redressionsgipse angelegt wurden, hatte Sarah ca. 45min (!) KG der Füße, dabei wurden die Füße soweit es ging aufgedehnt (vorher konnte man die ganze Wade als harten Strang ertasten) - so dass Sarah wieder den Fuß in 0°-Stellung hatte oder eben 90 ° - je nach Betrachtungsweise. Diese Gips(e) blieben, wenn es unser aktives Kind mitmachte, 2 1/2 Wochen dran, dann wurden sie abgenommen, wieder die Füße aufgedehnt und erneut für 2 Wochen eingegipst.
Mit aktivem Kind meine ich, dass Sarah auch mit Gipsbeinen durchaus Bobbycar gefahren ist, im Keller mit Papa Fußball spielen wollte etc. Es war fast so, als wäre sie mit Gipsen besser zu Fuß unterwegs als ohne.
So gibt es auch ein Bild von ihr, wo sie mitten im Sand wühlt :eek: - etwas, wo sie ohne Gipse nie freiwillig zum spielen ging - Sand im Verband ist aber auch nicht so prickelnd :|

Ziel dieser Zeit war es, dass der Fuß auch passiv ohne Aufdehnen in 0°-Stellung blieb und das wurde auch über 5 Jahre lang mit 2 Einheiten pro Jahr erreicht.
Die letzten beiden Male hatten wir vorher BotoxSpritzen lassen, weil die Füße nicht mehr auf 0° zu dehnen waren - leider hat sich auch diese Kombination bei Sarah nicht mehr erfolgreich gezeigt.

Zur Diskussion stellen möchte ich noch, dass es ob dieser Gipse durchaus geteilte Meinungen bei den Fachleuten gibt: manche führen ins Feld, dass das Einsperren und Umfassen den Muskeltonus noch erhöht - was ich aber in Bezug auf Sarah nicht bestätigen kann.
Ich bin froh, dass wir es in all den Jahren geschafft haben, mit einer relativ kleinen Geschichte größere Aktionen verhindern zu können.

Viele Grüße
Silke
Sisa
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